Jodeln

Jodeln Global - La Vache Qui Crie

Vom Jodeln

 

„Im Jodeln ist ein Sehnsuchtston zu vernehmen“ schrieb Goethe in den „Wahlverwandtschaften“. Und Joseph Ratzinger (papa emeritus) vermutet, dass der Heilige Augustinus das Jodeln meinte, als er vom Jubilus schrieb, er sei eine „Form wortlosen Rufens, Schreiens oder Singens“, bei der das „wortlose Ausströmen einer Freude“ so groß ist, dass sie alle Worte „zerbricht“.

Tatsächlich scheint dem Jodeln etwas Ekstatisches und Heilsames innezuwohnen: An der Grazer Uni wurde vor einigen Jahren festgestellt, dass Jodeln gesünder ist als Yoga und dass man sich offenbar aus depressiven Ver-Stimmungen herausjodeln kann.

 

Ist Jodeln lebensnotwendig?

1688 wurde in Basel zum ersten Mal die sogenannte „Schweizer Krankheit“ diagnostiziert – morbus helveticus. Von dieser Krankheit wurden Schweizer Söldner befallen, sobald sie in der Fremde einen Jodelgesang der Sennen hörten, den sogenannten „Kuhreihen“. Die Krankheit war heimtückisch, sie begann mit Entkräftung, Abzehrung und Fieber und konnte sogar zum Tod führen.

In Frankreich war es daher den Schweizer Söldnern wegen der Gefahr für Gesundheit und Moral der Truppe bei Todesstrafe verboten, diesen Sennen-Jodelgesang anzustimmen.

 

Jodeln global

Konträr zur landläufigen Meinung, Jodeln sei origin alpinen Ursprungs, lassen sich Jodeltechniken auf der ganzen Welt nachweisen.

Das größte geschlossene Jodelgebiet ist der zentralafrikanische Regenwald, wo die Baka-Pygmäen ihre komplexen Jodelgesänge singen. Sie stimmen sie an vor der Jagd, um mit den Geistern der Tiere in Kontakt zu treten, die sie erlegen werden, und vorm Honigsammeln, um die Bienen geneigt zu machen, ihnen einen Teil der Nahrung zu überlassen.

Gejodelt wird aber auch auf Hawaii und auf der japanischen Insel Hokkaido, in Palästina und in Kolumbien, in der Mongolei, in Äthiopien und in Spanien, bei den Inuit in Alaska, in Thailand und Kambodscha, in China, in Mexiko, auf den Solomon-Inseln und in Amerika.

Bei den Sámi, der Urbevölkerung im ehemaligen Lappland, bekam jedes Kind als Initiationsgabe einen Joik. Offenbar fürchteten die katholischen Missionare die Kraft dieser Gesänge so sehr, dass sie das Joiken verboten. Erst seit den 80er Jahren des 20. Jhdts. erlebt das Joiken wie überhaupt die samische Kultur eine Renaissance.

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